Superstar Schwester Jutta

18. Januar 2015 ·

Superstar Schwester Jutta (irgendwann im letzten Jahrzehnt)
Rubrik: Kolumnen

Na siehste, der neue Superstar (jetzt habe ich seinen Namen vergessen)
ist auch fertiggebastelt, - das Bohlendieterle hat ihm schon die Tränen der
Rührung, ob seines wundervollen Erfolges, weggeküsst und die
„Auswanderer“ sind froh, dass sie davon nicht allzu viel mitbekommen.
Paris Hilten muss ins Zuchthaus und alle Welt fragt sich, ob das Leben dann für
uns noch lebenswert ist. Wer weiß, vielleicht dealt sie da drinnen mit einigen Fotos von sich und kommt erst wieder raus, wenn ich mein Idealgewicht wieder habe. Nun, wir bangen alle mit.
Kabel 1 beglückt uns mit so wunderbaren Serien, wie: -
„Abenteuer Deutschland - so leben wir Deutschen", wo unter anderem an Autos
geschraubt wird und wie man dort seinen lang vermissten Tinnitus bekommt.
(Mit Anleitungen zur Lautsprecherinstallation)
Kommt alles im Fernsehen. Und alle haben in unseren „Privaten“ ihre
„Warholsche Viertelstunde“!

Deutsche leben auch anders!
Es gibt in Elmshorn eine bescheidene Frau, die ihr Leben damit verbringt, jedes
Jahr für eine Reise nach Togo zu sparen, um dort ihren prozentualen Anteil von
ihrem Gehalt als Krankenschwester, persönlich hinbringen zu können. Sie setzt
sich jedes Mal auch großer Gefahr aus. Das hält sie aber nicht davon ab, dort dafür zu sorgen, dass die Kinder in dem Dorf, dort lesen und schreiben lernen können, wenn sie nicht gerade unterwegs sind um Wasser zu holen, vom weit entfernten Wasserloch. Nach einem Überfall war es bloß dem Zufall zu verdanken, dass sie nicht verdurstend und verblutend in der Wüste liegen blieb. Wenn man in ihrer Wohnung steht, fallen die vielen Geschenke von den Kindern auf,
die dort als Zeichnungen und kleinen Basteleien ihre Wände zieren. Diese Frau lebt für ihre Aufgabe und nur sie allein weiß, wie lange schon. Gespendet ist schnell mal was,
- größtenteils, weil man Anteil nimmt am Unglück anderer, teils aber, weil man sich etwas beruhigter fühlt, wenn man etwas getan hat, wo es doch einem selbst relativ gut geht. Aber man hat immer – sicher auch oft begründete - Angst, dass die Hilfe irgendwo versandet.
Schwester Jutta geht deshalb einen Schritt weiter.
Sie bringt das Geld (betone: ihr eigenes Geld) einmal im Jahr persönlich hin und kümmert sich um die gesundheitlichen Belange der Einwohner.
(Man ist überrascht, was allein 50 € in diesem Land bewirken können.)
Ich breche diese Lanze für Schwester Jutta, weil kaum jemand von dieser Frau weiß. Sie würde es nicht einmal wollen, aber wenn ich sehe, was unsere Bildschirme so verhunzt, dann möchte ich wenigsten hier, in dieser kleinen Kolumne, den Hut vor dieser Frau ziehen. Ja, die größten Helden sind die, die unbekannt bleiben!
Der deutsche Clan der abgehalfterten Prominenz, lädt sich untereinander immer wieder ein, um nicht in Vergessenheit zu geraten und vergewaltigt uns TV-Konsumenten mit ihren Pillepalle - Shows und Talks, dass man sich über die Quote wundern muss!
Lümmelt euch, in eurem Rampenlicht!

Aber ein Licht überstrahlt euch alle – das kleine, bescheidene Lämpchen Jutta,
mit dem so unendlich großen Herz, -
ihr "Superstars!"

 

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