20. November 2017 ·
Meine Angelnacht mit Konsequenzen
Es gibt Stellen an der Elbe, wo man besser Haken und/ oder Drillinge beim Angeln vermeidet, sonst wirft man jede Angel nur genau einmal aus! Man sollte auch die Schärfe der Haken (warum sagt man bei Spitzen immer Schärfe, wo doch Spitzigkeit gemeint ist) am Daumennagel testen und nicht an der Kleidung oder gar am Kescher. Wenn sich so ein Kunstköder mit zwei Drillingen im bereitgelegten Kescher - man is ja optimistisch - verfängt, isset kein Zeichen für "Schärfe" der Haken sondern ein Anzeichen für den Grad der Blödheit des Anglers, zumindest aber seiner Quirligkeit und Nervosität.
Ich angle zwar schon seit 40 Jahren, aber das Angeln am Fluß ist schon etwas anderes, als so ein gemütlicher Ansitz am Weiher oder großem Stillwasser.
Hätte ich nicht meine "Angelkabine" aufgebaut, wäre ich, trotz allem Enthusiasmus, bei Anbruch der Dämmerung wieder heimgefahren, doch die eine Nacht wollte ich noch abwarten und bei Tageslicht abbauen - is einfach übersichtlicher.
Große Tiere beißen nachts! Hamse abber nich!
Meine Geduld müßtick ham! Mit riesigem Aufwand anne Elbe sitzend, mit dem sicheren Schutz eines vorn offenen Zeltes, ins dunkelste Wasser starrend, wozu die Natur fähig war, Anglern zur Ansicht bereitzustellen, bibberte ich der Nacht entgegen. So tapfer!
Zum Glück war mein Rücken und meine sich in der Nähe befindenden Nieren durch das Zelt geschützt, so dass der aufkommende kalte Nachtwind mich nur von vorn umschmeichelte - ach was sage ich, mich mit voller Wucht ins Zeltinnere zu blasen versuchte.
Mein Auto fuhr ich noch bei Tageslicht neben das zeltähnliche Gebilde, mit den Scheinwerfern in Richtung Elbe - ufernah.
So konnte ich mich darin verkriechen, ein Loch zum kieken inne Eisblumen rubbeln und den Motor laufen lassen, bis alles schön warm war und die Scheiben eisfrei. Den elektronischen Bissanzeiger im Blick, flatterten meine Augenlider alle gefühlten fünf Sekunden auf und stellten beruhigend fest, dass sich nichts - absolut nichts bewegte. Ich habe Knicklichter von 15cm Länge, die steckten in jedem Spalt, der sich dafür anbot, um die Autobatterie zu schonen - 5 Farben. Hätte mich ein einsamer Nachtwanderer von aussen gesehen, hätte er gewiss an die Scheiben geklopft und gefragt, ob er mitfeiern kann...
Der Bissanzeiger macht auch akustisch Alarm, so konnte ich auch mal die Augen etwas länger geschlossen halten und so muss ich, in allen mir zur Verfügung stehenden Decken, eingemummelt, eingeschlafen sein.
In meinem Traum kam ich bei laufendem Motor an die Gangschaltung und rollte langsam ins Wasser.
Der Himmel war voller Knicklichter und eine Stimme rief, ich müßte vorher das Öl ablassen, mit Öl ist das Versenken von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor untersagt. Ich rief, dass ich ungewollt ins Wasser rollte und ob man mir nicht helfen könne.
Der nun etwas freundlichere Mann erklärte sich bereit, mir so schnell es geht aus dem Auto zu helfen, doch ich sagte, dass im Kofferraum 7 Zander wären, die zu retten Priorität hätten, denn schließlich hab ich mir wegen dieser Tiere diese Nacht um die Ohren geschlagen! Sieben, brüllt er plötzlich, wo nur von jeder Art drei erlaubt sind - ihren Angelschein, aber flott!
Jedoch das Auto war schneller und trieb, mit mir auf dem Autodach, Richtung Nordsee. Aber DA war es kalt - hui....
Bibbernd wurde ich wach und um mich war es wie Weihnachten. Die Scheiben waren wieder zugefroren und die Knicklichter färbten mein Atem in 5 Farben - in jeder Blickrichtung eine. Verzweifelt versuchte ich den Motor zu starten. Tankanzeige sagte: sinnlos!
Wattenwattnu? Mein neues Handy (ich hab seit 2 Tagen ein neues Handy - wolterma sehn?) hatte noch 57%! Uff...und es war 6 Uhr.
Es wird gleich hell, Charly - springe, schümpe, tanze, bisse widder warm wirst. Ich schimpfte, bis ich schwitzte, machte den Campingkocher an, wärmte mir die Hände und wotzeppte um Hilfe! Nachbar sagte, er kommt mit 5l-Kanister. Klasse! Der findet hier nie her!
Ich hatte einen mp3-Würfel mit Musik bei mir. Da waren Oldies drauf und zur Belustigung immer mal 1-2 olle Kampflieder ausse DDR untergejubelt und ich schwöres: ich ließ das Ding dudeln, (läuft auch mit Lautsprecher) und in dem Moment, wo ich mit meinem Klapphocker zur Straße vorlaufen wollte, kam nach "The Boss": " Die Partei, die Partei, die hat immer recht..." und ich schritt mit langen Schritten aus, hehe - kannste glohm!
Naja - Der Nachbar kam, wir tankten und ich war gerettet - ich berichtete...
Was weiter mit mir passierte - im 2. Teil
21. November 2017 ·
Meine Angelnacht mit Konsequenzen (Teil 2 von 2)
Ich war bloß froh, dass ich die 7 Zander nicht meine 3 Treppen hochtragen musste - bei der Größe hätte ich sieben mal hoch und runter gemusst - das konnte ich jetzt wirklich nich mehr ab. Ebenso solche Fragen wie:
"Na, Herr Wolff, warnse wieder angeln?", die ich in meinem Zustand nur flapsig mit: "Nee, war Pilze suchen.." beantwortet hätte.
"Und hamse noch wölsche jefun?" - "Nee, ich war bloß wecke suchen!"
Poch - Haustüre zu und am Geländer hochgeangelt.
(Hach - Wortspiel)
Meine Gelenke und Muskeln erholten sich unter der Dusche, während ich mir darunter sämtliche Anglerwitze wachrief. Dann wollte ich nur pennen, doch ich musste vorher noch auf den Angelkanälen von Youtube, dem Phänomen Elbe uffe Spur kommen. Wie angelten die Flussangler und was waren so ihre Erfahrungen mit 7 Zandern im Kofferraum...
Viele dieser Videos vom Fang der unterschiedlichsten Fischarten mit den unterschiedlichsten Fangmethoden, hab ich schon gesehen und immer musste ich nachsehen, ob meine Balkontür zu war, ehe ich oft genug losbrüllen musste, dass die Typen endlich das arme Tier wieder ins vertraute Element zurücksetzen sollen! Musste dir mal ansehen, so ein Video! Alles lehrreich und interessant, aber wennse dann voller Stolz den Zander oder Karpfen in den Armen hielten und sich mit nassen Augen besahen, wurde ich schon beim Zusehen nervös. Ich wusste, die Deppen ziehn die größten Fische, damitse alle widder rinsetzen können, nachm Fotoshooting - aber das dauerte immer! Die Kreatur schnappte und wand sich oder lag schon in der Agonie in den Händen des tierliebenden "Catch &Release-Anglers" und der Idiot schwaderte über Haken, Schnur und Fangtechnik - stände da eine Litfaßsäule, hätte er sich womöglich noch wie eine bekiffte Tempelhure, gegengelehnt und über gesunden Fischbestand polemisiert! So, noch ein Foto und dann aber schnell wieder zurück ins Wasser...Porr - uffe Fresse! Ein Fisch, der aus 15-20 m Tiefe so schnell nach oben geholt wird, dass er mit dem Druckausgleich nicht hinterherkommt, verludert elendig nach dem Zurücksetzen in wenigen Stunden oder Tagen...Deshalb betäube und töte ich meine Beute waidgerecht und entferne erst dann das "Geschirr"!
Und dann kannickn och vernünftisch und in Ruhe knüpsn!
Ich war übermüdet und geschafft, sah wieder, wie so ein "Sportsfreund" dem Karpfen die Schleimhaut nahm, indem er sie ihm beim Versuch, ihn für die Kamera ins rechte Licht zu heben, am Parka abrubbelte und brüllte in die Mittagsruhe, bis die "Onkels mitn weißn Kittel" die Treppe hochstürmten und meine Tür eintraten: "Schmeiß den endlich ins Wasser, du Hampelmann!"
"Was fürn feiner Schachtelsatz!", rief der erste Pfleger und stülpte mir das Jäckchen über.
Ich war ausser mir, denn der Rechner lief noch und nun hatte im folgendem Video, ein anderer Strolch seinen Zander in die Kamera gehalten. Laaange! Im Zorne bin ich schrecklich und mein Veitstanz von ausgesuchter Qualität. Zwei Spritzen brachen ab und man versuchte mich alternativ mit einer Pille zu sedieren, was natürlich Quatsch war, denn bei meinem "Hals" war an Schlucken überhaupt nicht zu denken...
Der Zander war endlich wieder im Wasser und ich hörte aus der Ferne, wie der Arzt sagte: "...das isn Angler, da hilft nur artgerecht der Holzhammer!"
Ich spürte ein Plopp, sah viele Knicklichter am Firmament und murmelte: "...so isses waidgerecht"....
Irgendeiner fummelte aus meinem Mund noch den Finger des Assistenten raus, den er benutzte, um mir die Pille in den Schlund zu stopfen und den er nach dem Plopp verlustig wurde, weil der Holzhammer meinen schimpfenden Mund ruckartig verschloss, dann schaukelte ich auf dem Dach meines Autos die Elbe bis zur Nordsee hinunter...