Die alte Eiche

Die alte Eiche stürzte um.
Im Nebel brodelt Erdreich frei.
Die wunden Wurzeln zittern krumm
in Agonie. Ein Käuzchenschrei

Im Mondlicht rieselt trockner Sand,
auf Laub und stellenweise Moos.
Wo einst die alte Eiche stand,
ist nun ein Loch - viel Klafter groß.

Würde ein Mensch, mit off`nem Licht,
sich hier an diese Stell` begeben -
verlöschen würd` es sicher nicht -
so still ist`s jetzt, kein Hauch bringt Leben.

So hör doch! Da! Ein Eulenschrei!
Und Unken antworten im Chor.
Am Waldrand schnürt ein Fuchs vorbei -
der Tagesanbruch steht bevor.

Und hier nochmal ein Unkenruf.
Und noch ein Kauz, mit spitzem Schrei.
Und da ein Uhu, still im Flug.
Da bellt der Fuchs den Tag herbei.

Gespenstig fällt der Tau hernieder,
denn langsam kommen Winde auf.
Ein Dachspfiff schallt als Echo wider -
der Tag beginnt, - nimmt seinen Lauf.

Grad eben hat der Tag begonnen,
wird`s wieder Nacht in diesem Wald.
Kaum ist eine Stund` verronnen -
spür ich Blitz und Donner bald.

Des Waldes Laubdach kommt ins Schwanken,
denn aus dem Wind eben, wird Sturm.
Schon flattern heftig Efeuranken
und kein Falke fliegt vom Turm.

Zaghaft ein Blitz, da, über der Birke!
Das Grollen vorher, hört ich nicht.
Dann häufiger dies Lichtgewirke,
das suchend sich durch Wolken flicht.

Und jetzt, mit jäher Urgewalt,
bohrt sich ein Blitz in meinen Baum!
Zwar war er tot und wurde alt
und lag schon um und machte Raum,

doch, wie zum Zeichen, musste Feuer
hier noch seinen Tod besiegeln
und Elben seh`n, das Ungeheuer,
den brennend` Baum im Weiher spiegeln.

Dieser baumgeword`ne Weise
stand schon über tausend Jahr,
legt am Weiher eine Schneise,
brennt, weil er im Wege war.

Ich seh ihn schwelen, spür sein Knistern,
ob der innerlichen Glut
und hör das Schilf am Weiher flüstern: -
so ist Natur, so ist es gut!



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